Guten Abend.

Ich heiße Karin und mein Sohn Philipp ist 31 Jahre alt.
Es ist so wahnsinnig viel passiert, ich müsste ein Buch darüber schreiben. Ich bin jedoch so müde und enttäuscht, dass ich einfach nur noch still in mich hinein leide.
Philipp hat so viele Drogen, Tabletten, Alkohol konsumiert, dass es ein Wunder ist, dass er noch lebt. Vor zwei Jahren hatte er eine akute lebensbedrohliche Bauchspeicheldrüsentenzündung. Er hat ein Jahr später eine Therapie gemacht. Vor einem Jahr hat er geheiratet und zur Zeit macht er über den Rentenversicherungsträger eine Ausbildung. Das klingt alles ein wenig positiv. Für mich jedoch ist das nicht so. Er ist noch lange nicht gesund. Ich habe dauernd Angst. Mittlerweile ist auch die Beziehung zwischen uns sehr schlecht. Er kann mit meiner Angst und Kontrolle nicht umgehen. Vielleicht mache ich dadurch alles wieder kaputt. Ich weiß es nicht. Was ich jedoch weiß ist, dass ich nur noch von dem Gefühl " ich kann nicht mehr " getragen bin.

Hallo Karin,
erst einmal ein herzliches Willkommen hier im Forum.
Leider ist es oft so, das Angehörige von Suchtkranken, wenn dann der Süchtige eine Therapie macht, in ein leeres Loch fallen. Sie werden ja mit ihren Gefühlen und Ängsten alleine gelassen. Denn während der Therapie dreht sich wieder alles um die Süchtigen und wo bleibt der Angehörige? Der muss sich mühsam um einen Therapeuten kümmern, um eine Reha kämpfen. Ich hoffe du hast dir Hilfe in dieser Form geholt. Angst und Misstrauen sind bis zu einen gewissen Grad normal. Bei dir klingt es leider nicht so, um so mehr du dich da hineinsteigerst, desto schlechter wird dein Verhältnis zu deinem Sohn. Überleg mal, was dein Sohn geschafft hat, von den Drogen weg zu kommen, eine Beziehung zu führen und eine Ausbildung zu machen. Das alles in 2 Jahren! Wahnsinn. Dein Sohn wird immer Suchtkrank bleiben, es ist ein täglicher Kampf, nur das es mit den Jahren leichter wird.Also es ist nicht ein wenig positiv, sondern er hat etwas geschafft, was nur wenige schaffen. Nun muss du dich von der Co-Abhängigkeit befreien. Hol dir Hilfe, auch in Form von einer Selbsthilfegruppe, dort solltest du deine Zweifel und Ängste lassen. Auch hier darfst du dein Herz ausschütten, hier kann dich jeder verstehen.
LG Cilly

Hallo, mir geht es schon ähnlich, dieses leiden, und vor allem diese Angst, was kommt als nächstens.... So gut wie sich manche Fortschirtte anhören, so tiefer ist allerdings dann wieder der Fall wenn die nächste Katastrophe kommt.
bei meinen Sohn ist es dieses ständige auf und ab, was mir auch vor allem in "guten" Zeiten Angst macht. Ich bin gerade damit am umgehen und lernen wie es mich nicht komplett auffrisst, und muss sagen, es geht.... Ich habe viele neue Ansichten gelernt, vor allem seit mein Sohn ausgezogen ist. Ich versuche keine "Angst" mehr vor der Zukunft zu haben, oder vor dem was kommt, sondern mache mir Gedanken darüber, wenn es soweit ist! Lebe bewusst in der Gegenwart nicht in der Zukunft oder der Vergangenheit. Ich glaube gerade die Gegenwart ist oft nicht so schlimm..

Hallo Karin,

herzlich Willkommen hier im Forum.
Du hast viele Jahre die Krankheit Deines Sohnes erleben müssen, viel Schlimmes erlebt, so wie viele hier in diesem Forum.
Die Angst wird leider immer in uns sein, aber wir können lernen damit umzugehen.
Dein Sohn befindet sich jetzt auf einem guten Weg, genau wie meiner. Wir müssen aufhören darüber nachzudenken, was kommen kann. Wir sollten uns darüber freuen, wie es zur Zeit ist und die Momente genießen. Ich freue mich darüber, dass mich mein Sohn besucht, dass ich normal mit ihm reden kann, dass er wieder lächelt und Gefühle empfinden und zeigen kann. Ich bin glücklich darüber und es lässt mich manches vergessen, was ich erlebt habe und eines habe ich in der Zwischenzeit gelernt, meinen Sohn so zu nehmen wie er jetzt ist. Er wird niemals mehr der Mensch sein, der er vor seiner Krankheit gewesen ist. Das Leben hat ihn geprägt und gezeigt wie hart und schwer es ist. Deshalb akzeptiere ich auch, dass er nicht gerne über seine Vergangenheit redet. Er will leben, jetzt und heute. Normal und diese Normalität ist schwer genug für ihn.

Jeder von uns muss lernen mit dieser Krankheit umzugehen und das ein Leben lang. Es ist leider eine unheilbare und schlimme Krankheit. Doch je länger unsere Kinder clean sind umso größer ist die Hoffnung, dass sie es bleiben werden.

Glaube an Deinen Sohn und vertraue ihm.
Meinem Sohn hat das sehr viel gegeben.
Ich bin dankbar, dass er den Weg zu mir findet, wenn es ihm wieder schlecht geht.

Lasse die Vergangenheit hinter Dir.
Schau nach vorn und genieße jeden Augenblick.

Alles Gute und Lieben Gruß... Andrea

Liebe Karin,

ich weiß nicht, ob du hier noch reinschaust - einen Beitrag habe ich nicht gefunden von dir. Ich kann schon verstehen, dass bei dir nach so vielen Jahren des Leidens die Luft raus ist und es dir nur schwer gelingt, wieder Vertrauen in Deinen Sohn zu haben. Ich kann mir im Moment überhaupt nicht vorstellen, dass mein Sohn je soweit kommt, dass ich ihm wieder vertrauen könnte. Nach all dem, was bei uns geschehen ist, weiß ich auch nicht, ob ich das je würde richtig vergessen können. Irgendein kleines Fragezeichen wird vermutlich immer bleiben.

Aber ich habe so eine Situation schon einmal erlebt, bei meinem damaligen Mann, der nach einer Alkoholentwöhnungstherapie wieder trocken wurde. Ich weiß noch genau, wie ich ihn in der ersten Zeit ständig misstrauisch beäugte, ihm seine EC-Karte vorenthielt, weil er uns so furchtbar in Schulden gestürzt hatte etc. Es hat gedauert, ich glaube doch, so etwa 1 1/2 Jahre, bis ich es glauben konnte., dass er nicht so leicht wieder umkippen würde. Und ich habe in der Zeit auch eine Therapie für mich gemacht, vor allem um die Angst vor einem Rückfall irgendwie in den Griff zu kriegen. Das hat mir damals schon recht gut geholfen.

Er war dann tatsächlich über 12 Jahre lang trocken. Als er wieder rückfällig wurde, habe ich das am Anfang überhaupt nicht glauben können, so stark hatte ich ihm wieder vertraut!

Tja - ein weites Feld. Aber es geht auch um dein Leben!!!! Habe Mut etwas für dich zu tun, für dein Leben. Versuch dich ein bisschen von ihm zu lösen und bau auf dich!!!! Alles Gute - Felicitas

Liebe Felicitas.

Vielen Dank für dein Interesse. Vielen Dank auf für die Ermutigung.
Es ist so, dass ich nach so vielen Jahren der Enttäuschungen sehr müde geworden bin. Meine Ehe ist kaputt gegangen, und die Freundschaften gibt es nicht mehr. Ich verstehe das alles nicht. Was ich vor allem nicht begreife ist, dass die Menschen, die ich als Freunde bezeichnet habe, sich einfacht entfernt haben. Dabei habe ich sie nicht nur mit meinen Problemen belastet, ich habe ihre genauso mitgetragen.
Meine Traurigkeit und Enttäuschung ist so unendlich groß.
Karin

Liebe Karin,

Dein Beitrag macht mich traurig, aber du musst das nicht alleine aushalten. Wir alle hier können mehr oder weniger dein Leiden nachvollziehen und denk auch an deinen Sohn.
Der braucht dich auch wenn die Beziehung zwischen Euch sehr gelitten hat. Jedes Kind liebt doch seine Mutter und umgekehrt.
Du hast einen langen Leidensweg hinter dir und ich kann da mit den paar Jahren die ich diese Zustände jetzt aushalte, natürlich nichts großartiges raten.
Aber
Lass dir helfen geh zum Psychologen oder auf Kur du wirst bestimmt etwas finden dass dir gut tut

Mír hilft das Schreiben hier im Forum auch sehr, einfach weil ich mich nicht mehr so alleine und hilflos fühle. Und das ist doch schon was!

Liebe Grüße

Liebe Karin,

ja, mit den Freunden, das ist irgendwie schwierig. Ich erlebe es auch, dass es richtig schwer ist, die Freundschaften und Beziehungen aufrecht und lebendig zu halten, wenn man mit solchen heftigen Problemen zu tun hat. Ich habe seit Jahren damit zu tun, dass ich die Freundschaften an dem kleinen Ort, an dem ich lebe, zu verlieren drohe, wenn ich mich nicht immer wieder mal aufraffe und dagegen halte. Ich gerate irgendwie aus dem Alltag der anderen heraus - warum? Ich glaube, es liegt zum einen daran, dass ich dazu neige mich zu verkriechen, wenn ich zu große Sorgen habe - auch weil ich so schrecklich empfindlich geworden bin auf deren Reaktionen. Das lass ich zwar nicht raus, aber schlucke daran oft schwer. Der andere Grund ist, dass solche Probleme wie die meinen Ängste auslösen bei den anderen, es ist eine Urangst, das eigene Kind könnte in seinem Leben scheitern. Sich damit befassen zu müssen und dann noch mit zu erleben, dass sich die Lage einfach nicht bessert, dass es nicht einfach mal gut wird - das ist offensichtlich schwierig. Und ich kann es nicht für mich behalten - schließlich ist es ganz existenziell für mich - und dann rede ich manchmal so "zusammenfassend" über alles,so dass die anderen dann gar nichts dazu sagen können. Oder sie geben mir Tipps-... oder Sprüche.... (wird schon.....etc.) oder sie geben ihrem Entsetzen zu deutlich Ausdruck oder ... es fällt ihnen gar nichts dazu ein..... Wie auch immer, es ist nicht einfach. Ich muss lernen nicht so empfindlich zu sein und mir klar machen, dass es für die anderen auch schwer ist. Aber oft sitzt man auch da und wundert sich über die Banalität der Sorgen, die sich die anderen machen.... Oft ist es die reine Vernunft - ein Überlebensinstinkt, dass ich mich doch wieder aufraffe, anrufe und den anderen entgegen komme. Zum Glück habe ich einen neuen Lebenspartner gefunden vor 2 Jahren.

Wie auch immer - es hilft nichts: wenn die andern sich nicht bewegen,, wenn das Leben still zu stehen scheint, gibt es nur eins: sich selbst in Bewegung setzen!!!! Dafür ein dickes toi, toi, toi! Felicitas